Vielen Dank Herr Reiter, wir haben verstanden!

Liebe Nachbarn,

ungewöhnlicherweise gibt es einen Artikel diesmal zur Morgenlektüre. Schon letzte Woche ist uns dankenswerterweise von unseren Mitstreitern des Bürgerbegehrens „Rettet die Grünflächen“ das Interview mit Herrn OB Reiter (SPD) in der Süddeutschen Zeitung zugeschickt worden. Es findet sich auch online wieder, hier der Link:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dieter-reiter-im-gespraech-mir-geht-es-um-echten-dialog-1.3362722

Man muß dazu wissen, daß die lokale Presse in Trudering sehr ausführlich (und nicht immer positiv) über das Projekt an der Unnützwiese und die Öffentlichkeitsveranstaltung der Bauträgerin berichtet hatte. Unser Oberbürgermeister hatte ja in einem BR-Interview in Stein gemeißelt, daß auf der Wiese gebaut werden würde, Punkt.

Der Artikel ist deswegen in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

  • Zunächst geht es um die Bürgerversammlung. Es wird suggeriert, daß Herr Reiter bei sowas stets persönlich vor Ort ist, was aber schon bei uns „nur“ die Frau Strobl erledigt hatte. Was das für ein Bild spricht, brauche ich keinem zu erzählen.
  • Schön zu lesen, daß auch Herr Reiter von seiner Verwaltung eine Reaktionszeit von 3 Monaten -wie beschlossen übrigens- für Bürgeranträge fordert. Wir warten für unsere Anträge vom Mai jetzt schon seit mehr als 8 auf den finalen Bescheid der Verwaltung.
  • Den Vogel schießt er meiner Meinung nach dann hiermit ab:

    Für mich bedeutet Bürgerbeteiligung vor allem frühzeitige Information, Dialog und immer dann, wenn es sinnvoll und umsetzbar ist, die Anliegen der Bürger auch in die Planung mit aufzunehmen. Bürgerbeteiligung heißt, mit Verlaub, nicht Bürgerentscheid.

    Herr Reiter, Danke für dieses Statement! Ich habe verstanden. Der Bürger entscheidet im Herbst, SPD einstellig ist offenbar das Ziel. Kriegen wir hin! Auch 2020.

    Und, Herr Reiter, unter uns interessiere ich mich mit Nichten dafür, ob die Fassaden in Lilablaßblaukariert angestrichen sind oder Sie die Ausgleichsflächen ins Umland verlegen. Meine Aufmerksamkeit gehört dem neuen Lärm, dem weniger Licht, dem mehr Dreck, dem weniger Grün und allgemein der Auswirkung auf meine Lebensqualität. Denn wenn Sie mir hier Abstriche verkaufen wollen, haben Sie bitteschön bessere Argumente als „die Alternativlosigkeit“ Ihrer Planung!

  • Im nächsten Absatz dann offenbart sich einer der Trugschlüsse, denen unser OB bezüglich der Unnützwiese aufsitzt.

    Ich versuche immer, klar zu machen, dass es meist eine lokale – verständliche – Sicht gibt, aber eben auch eine Verantwortung der Politik für die Entwicklung der Stadt insgesamt.

    Herr Reiter, was ist denn wichtiger als ein gesundes Stadtklima?! Ist es nicht gerade im Sinne einer verantwortlichen Entwicklung, wenn wir eben keine Manhatten-Island Nummer 2 werden? Und nebenbei: Sollen wir zukünftige Stadtentwicklung nicht mit den (interessierten) Menschen, die hier schon leben und sich aktiv einbringen, diskutieren? Immerhin müssen wir auch mit den Konsequenzen leben! Es ist also absolut begrüßenswert, wenn der Souverän sein Mandat nicht als Freibrief begreift, sondern auch während seiner Amtszeit den Dialog aufgeschlossen und ergebnisoffen führt!

  • Und einen hab ich noch:

    […] aber wir wägen immer sehr genau ab, wo Nachverdichtung möglich und verträglich ist.

    Was für eine Heißluft. Herr Reiter, veröffentlichen Sie doch mal den Katalog für „Verträglichkeit“. Wenn wir dafür Regeln hätten, würde sich doch keiner beschweren, dann gälte ja Gleiches für alle. Kann ja nicht sein, daß Frau Merk ihren Magic Eightball schüttelt, der mit 8x „ja“ gefüllt ist.

Was denken Sie? Stimmen Sie Herrn Reiter zu?

5 Kommentare vorhanden
  1. Roswitha Wohland sagt:

    Sehr geehrter Herr Söllner,

    Ein überaus herzerfrischender Kommentar zum samstäglichen SZ Interview, Sie sprechen mir aus der Seele, besser gehts nicht! Der OB spricht von seiner Gesamtverantwortung, möglicherweise ist er damit überfordert, von einer zukunftsgerechten Ausrichtung für alle Einwohnergruppen (Wohnen für alle) unsere Stadt lebenswert und bezahlbar zu halten.Was heißt denn, bezahlbar und lebenswert? Der größere Teil der Einwohner wohnt in „Schachteln“ ohne raschen Zugang zu Grünanlagen, die Stadt überhitzt (Klimawandel), mit stark reduziertem Grün, ohne kühlende Wiesen,ohne ausgleichenden Baumbewuchs sind wir dann am Ziel? Ich sage dazu, diese Politik wird uns und den nächsten Generationen teuer zu stehen kommen.

    Ihr Artikel sollte unbedingt in der SZ veröffentlicht werden!

    Danke!

  2. Robert Schetterer sagt:

    Von Hr Reiter hab ich eigentlich noch nie was halbwegs brauchbares gehoert, Frau Strobl dagegen empfand ich als sehr kompetent.  Und wieder kann ich nur betonen, dass es nicht die muenchner Buerger sind oder waren die den Ausbau der Infrastruktur oder von guenstigen Wohnungen die letzten Jahrzehnte verhindert haben. Da haben alle Parteien versagt auf allen Ebenen. Wen wundert es wenn die Buerger jetzt ihren Unmut aeussern wenn mit der Brechstange entschieden wird.

  3. Gisela Krupski-Brennstuhl sagt:

    Danke Herr Soellner, für Ihre treffenden Kommentare! Auch Frau Wohland möchte ich voll und ganz zustimmen – besonders in der Sorge, dass unsere Kinder und Enkel schon unter dem Grünflächenverlust und wüstenähnlichem Stadtklima leiden werden!

    Zu den Äußerungen unseres OB habe ich noch an 2 Stellen etwas anzumerken:

    „Bürgerbeteiligung… Anliegen der Bürger“ werden also nur in die Planung aufgenommen, „wenn es sinnvoll und umsetzbar ist“ und was sinnvoll ist, entscheiden dann ein paar wenige Politiker…. Es wäre schön, wenn „sinnvoll“ nicht immer nur kurzfristige Erfolge, Wachstum und Profit bedeuten würde, sondern auch mal nachhaltiges Denken pro unwiderbringlicher Landschaft und Restnatur einschließen würde!

    …wir wägen immer sehr genau ab, wo Nachverdichtung möglich und verträglich ist. Auch an der Unnützwiese bebauen wir ja nur den Rand des Grundstücks, obwohl das Baurecht deutlich mehr hergeben würde. Und, Entschuldigung, wir haben niemals dran gedacht, einen Südpark, einen Ostpark, einen Westpark, einen Englischen Garten oder sonst irgendwelche Grünflächen zuzubauen. …

    den Klimapark aber schon!! – den hätte ich eigentlich unter ‚irgendwelche Grünflächen‘ eingeordnet …

    Armes München, wenn schon der ‚Englische Garten‘ als leuchtendes Beispiel für Verschonung von Bebauung herhalten muss!

  4. Roswitha Wohland sagt:

    Ein Nachtrag von mir.

    In der SZ, Donnerstag, 8.02.17, R8, ist von Prof. Helge Rossen-Stadtfeld ein überaus das Thema treffend, guter Leserbrief veröffentlicht. Es geht um die Anprangerung von Partikularinteressen einzelner Bürger, während die Partikularinteressen der außerparlamentarischen (Investoren usw.)Netzwerke in Vebindung mit Verwaltung und Politik völlig legitim zu sein scheinen.

    Wir Bürger wollen ohne überhebliche Bevormundung, ohne besserwisserischen Belehrungen auf Augenhöhe mitgestalten!

    Ich bitte, das angestrebte Bürgerbegehren „Grünflächen- erhalten.de“ mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu unterstützen!

     

    • Liebe Frau Wohland,

      […] während die Partikularinteressen der außerparlamentarischen (Investoren usw.) Netzwerke in Verbindung mit Verwaltung und Politik völlig legitim zu sein scheinen.

      ja, das scheint ein Zeichen unserer Zeit, vielleicht sogar unseres Wirtschaftssystems im Allgemeinen zu sein. Umso wichtiger, wie Sie richtig schreiben, daß wir uns gemeinsam zu Wort melden. Und Mitgestaltung kann nicht nur bedeuten, Form und Farbe von Fassaden zu wählen.

      Ich bitte, das angestrebte Bürgerbegehren „Grünflächen- erhalten.de“ mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu unterstützen!

      Auch das kann ich natürlich zu 100% unterschreiben; auch sollte es jetzt, mit kommendem Frühling, um eine Größenordnung einfacher werden, Menschen zur Unterschrift zu bringen. Jetzt sehen wir nämlich etwas vom Grün, was weg soll, nicht wahr…

      Beste Grüße, Christoph Söllner

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