Lösung der Parkplatznot durch Schrägparken? [Update]

Liebe Nachbarn,

nachdem nun von verschiedenen Seiten vorgeschlagen wurde, das Parkplatzproblem doch ganz einfach mit Hilfe von Schrägparken (statt bisherigem Längsparken) zu lösen, haben Christoph und ich uns einmal mit dem Laser-Entfernungsmesser auf den Weg gemacht und die betroffenen Straßen (mit etwa einem bis drei Dezimeter Toleranz) vermessen. Wir sind sicher, daß es für Straßen diverse Bauvorschriften gibt, das soll uns hier im Artikel aber nicht ablenken.

Auch haben wir uns angeschaut, wieviele Außenparkplätze wegfallen würden, wenn man alle Parkflächen bebaute.

Update vom 23.04.2016: Anzahl der Außenparkplätze nach oben korrigiert; wir hatten einige Parkflächen noch nicht berücksichtigt. [CS: Ich hab’s auch gleich in der OSM korrigiert.]

Schrägparkplatz versus Längsparkplatz

Abmessungen Schrägparker

In der Abbildung rechts haben wir eingezeichnet, wie ein Schrägparkplatz in der Tessiner Straße aufgebaut ist. Ein Schrägparkplatz hat eine Breite von 2,8m, ragt 4,2m in die Straße hinein und ist 4,8m lang. Er kann damit Autos mit einer Länge von etwa 5m aufnehmen, wenn man in Kauf nimmt, daß die Vorderseite ein bißchen auf den Gehsteig ragt. Gleichzeitig muß man aber damit rechnen, daß irgendein Honk seinen Wagen auch in die Straße hineinragen läßt und damit ein Verkehrshindernis darstellt. Ohne eine Wertung vornehmen zu wollen, scheint das bei längeren Autos (SUV, Transporter) öfter zu passieren.

Im Gegensatz dazu benötigt ein normaler Längsparkplatz eine Länge von bis zu 5,4m, denn Ein- und Ausparken wollen wir ja auch.

Vorteile vom Schrägparken sind natürlich die gewonnene Parkplatzkapazität und das leichtere Einparken. Nachteilig sind das unübersichtlichere Ausparken, das potentielle Verkehrsbehinderungsrisiko (sprich die maximale Autolänge) und die Verengung der Fahrbahn.

Geeignete Straßen

In diesem Abschnitt geben wir die Ergebnisse unserer Messungen an. Auch wenn das Lasergerät theoretisch auf den Zentimeter genau mißt, müssen wir darauf nochmals hinweisen, daß hier eine Meßtoleranz von einem bis drei Dezimeter auftreten kann. Die Unterlagen der Stadt sind sehr wahrscheinlich viel genauer. Dennoch: für eine erste Einschätzung eignen sich unsere Messungen sehr gut.

Forst-Kasten-Allee

Die Forst-Kasten-Allee ist etwa 9m breit. Würde man die 4,2m noch abziehen für das Schrägparken, so wären das weniger als 5m Fahrbahnbreite für eine Straße, durch die die MVG noch mit dem Bus fahren will. Das dürfte zu eng sein, insbesondere, weil es nicht nur Kleinbusse sind, sondern 2,5m breite Fahrzeuge (z.B. MAN Lion’s City). Man muß beachten, daß der Bus auch Platz zum Rangieren, etwa in Kurven, benötigt.

Ob die Verbreiterung der Straße extra für’s Schrägparken eine Option ist, muß die Stadt entscheiden. Nach Norden hin gibt’s ein Naturschutzgebiet und abschüssigen Boden, nach Süden hin Gehsteig und dann schon Grundfläche der Hochhäuser. Richtig gangbar erscheint keine der Möglichkeiten.

Bellinzonastraße

Die Straße ist mit ~7m Breite nicht geeignet. Eine Verbreiterung scheint nicht möglich.

Außenparkflächen von West nach Ost:

  1. -21 Autos
  2. -20 Autos
  3. -8 Autos (?)

Es fallen also 49 Parkplätze weg.

Zuger Straße, Unterwaldenstraße, Glarusstraße

Die Straßen sind mit ~7m Breite nicht geeignet. Eine Verbreiterung ist nicht möglich.

Tessiner Straße

Nördlicher Teil: Die Straße ist nur knapp 9m breit und erscheint für’s Schrägparken ungeeignet. Eine Verbreiterung dürfte am Widerstand der Eigentümer scheitern.

Südlicher Teil: Ist bereits als Schrägparker ausgestattet (grüne Linie). Die Breite der Fahrbahn beträgt 12,2m, nach Schrägparken noch 8m, und dank Längsparken auf der anderen Seite durchweg noch 6m.

Thurgaustraße

Die Thurgaustraße ist 12,3m breit und wäre damit genau wie die Tessiner Straße (blaue Linie) für’s Schrägparken geeignet. Wenn wir eine geschätzte Bilanz aufstellen wollen, was das Schrägparken in dieser Straße brächte:

  • Länge der Thurgaustraße: ~230m
  • Parkplätze, die einseitig (z.B. südliche Seite) wegfallen: 230m/5m = -46 Autos
  • Parkplätze, die einseitig dazukommen: 230m/2,8m = +82 Autos

Damit kämen hier mit unseren Annahmen im Idealfall 36 Parkplätze hinzu.

Appenzeller Straße

Hier ist das gar nicht so einfach. Die Appenzellerstraße ist 10,2m breit. Würde man nun die westliche Seite mit Schrägparkern belegen, so würde die Straßenbreite mindestens um 4,2m schrumpfen (siehe Skizze oben). Auf der östlichen Seite befinden sich schon viele Parkbuchten, da erscheint es wenig sinnvoll. Damit blieben 6m Fahrbahnbreite, genau wie in der Tessiner Straße.

Aber: Momentan parken die Fahrzeuge auf beiden Seiten. Das heißt, man müßte auf der östlichen Seite (Richtung Stadt) absolutes Parkverbot außerhalb der Parkbuchten auszeichnen. Dadurch würden wieder Parkplätze verloren gehen.

Um grob den Status-Quo abzuschätzen, haben Christoph und ich die Autos und die möglichen Schrägpark“abschnitte“ (außerhalb von Einfahrten und Bushaltestellen) sowie die parkenden Autos auf der westlichen Seite -siehe orangene Linie- gezählt, und gezählt, wieviele Autos auf der östlichen Seite parken (die dann dort nicht mehr stehen könnten):

  • Autos östliche Seite: 4+4+2+2+3 = -15 Autos
  • Abschnitt 1: ~45m, -8 Autos längs, 45m/2,8m = +16 Autos schräg
  • Abschnitt 2: ~27m, -6 Autos längs, 27m/2,8m = +9 Autos schräg
  • Abschnitt 3: ~16m, -3 Autos längs, 16m/2,8m = +5 Autos schräg
  • Abschnitt 4: ~22m, -5 Autos längs, 22m/2,8m = +7 Autos schräg
  • Abschnitt 5: ~5m, -1 Autos längs, 5m/2,8m = +1 Autos schräg
  • Abschnitt 6: ~25m, -5 Autos längs, 25m/2,8m = +8 Autos schräg
  • Abschnitt 7: ~40m, -9 Autos längs, 40m/2,8m = +14 Autos schräg
  • Abschnitt 8: ~42m, -9 Autos längs, 42m/2,8m = +15 Autos schräg

Damit haben wir eine (geschätzte!) Bilanz von -61 Parkplätzen und +75 Parkplätzen, 14 Parkplätze mehr durch Schrägparken in der Appenzellerstraße, rein auf der Straße. Allerdings müßte der MVV einmal eine Stellungnahme abgeben, wie breit denn eine Straße sein müßte, damit der Bus bei Gegenverkehr noch gut durchkommt.

Betrachten wir die Außenparkflächen von Nord nach Süd, westliche Seite:

  1. -18 Autos
  2. -29 Autos
  3. -10 Autos
  4. -26 Autos
  5. -9 Autos

Und die Außenparkflächen von Nord nach Süd, östliche Seite:

  1. -18 Autos
  2. -21 Autos
  3. -20 Autos
  4. -20 Autos

Es fallen also noch einmal 171 Parkplätze weg.

Fazit

Damit lautet unser Fazit: Durch Schrägparken mit den derzeitigen Straßenabmessungen können wir geschätzt maximal 50 Parkplätze (Appenzeller Straße und Thurgaustraße) zusätzlich bekommen. Berücksichtigen wir allerdings die Gesamtrechnung, in der die Außenparkflächen mit einfließen, so sieht es etwas düster aus:

Bilanz82 (Thurgau schräg) + 75 (Appenzeller schräg) – 46 (Thurgau längs) – 49 (Bellinzona außen) – 61 (Appenzeller längs) – 171 (Appenzeller außen) = -170 Parkplätze

Damit müssten zusätzlich zu den 600 Wohnungen und den 75 zusätzlichen Besucherparkplätzen auch noch ~170 neue Parkplätze der jetzt bestehenden Außenflächen geschaffen werden, und das ist noch der Best-Case, der nur zählt, wenn wirklich beide Schrägparkkonzepte in der angenommenen Form realisiert werden können. Wir haben also Bedarf an mindestens 845 nachzuweisenden Parkplätzen.

Liebes Planungsreferat, wie soll das denn funktionieren?

2 Kommentare vorhanden
  1. Wolf sagt:

    Schrägparken Konzept

    Hallo Herr Söllner,

    eine sehr aufschlussreiche und detaillierte Untersuchung! Das hätte ich nicht erwartet, dass dies so wenig bringen wird. Aber dem ist so, wie Sie aufzeigen konnten. Ich bin überrascht. Frage:

    * Wie viele Parkplätze werden dann durch die Nachverdichtung durch feuerpolizeiliche Vorgaben (zusätzlich erfoderliche Feuerwehreinfahrten) noch wegfallen?

    * Ist es richtig, dass die große Freifläche hinter Appenzeller Straße 95 und vor Appenzeller Straße 97 nicht in der Planung einbezogen wurden? (90° Kurve der Appenzeller Straße)

    Mit freundlichen Grüßen
    Franziskus Wolf

    Noch eine Bitte. Bei der Bürgerversammlung in der Turnhalle wird es aus meiner Sicht sehr eng werden. Ist eine Übertragung auf die Außenflächen vorgesehen bei zusätzlich nötigem Platzbedarf (Großbildleinwand, Mikrophone etc.?) Bei öffentlichen Versammlungen des Bezirksausschusses im Bürgerforum werden die Eingänge aus Sicherheitsgründen geschlossen wenn der Saal voll ist, obwohl dort eine Ausweispflicht besteht. Wie wird sichergestellt, dass die Bürger der betroffenen Gebiete vorrangig Zutritt haben werden?

    • Guten Abend Herr Wolf,

      haben Sie herzlichen Dank für Ihr Lob, das freut uns natürlich sehr.

      Zu Ihrer Frage nach den Feuerwehreinfahrten kann ich Ihnen keine befriedigende Antwort geben. Es scheint von einer Reihe von Kriterien abzuhängen, wie die Feuerwehreinfahrten gestaltet werden müssen und vor allem, wo deren Verlauf und deren Schnittstelle zur Straße liegt.

      Wegen der Freifläche: Wir haben sie in unserer Übersicht natürlich blau eingefärbt (man muß die Karte verschieben), aber daß da in den Innenhof was kommt, erscheint mir unwahrscheinlich. Sie würden ein unglaublich schönes Stück Grün mit Kinderspielgelegenheiten plattmachen. Eine Aufstockung auf dem länglichen Gebäude erscheint mir extrem unwahrscheinlich, es ist nur zu 2/3 im Planungsumgriff. Dann hätten wir noch ein Hochhaus mit TG Einfahrt und Außenparkfläche davor. Da schaut’s dann anders aus; je nach notwendigem Abstand könnte da etws hin, und die Außenparkflächen würden wegfallen. Dies ist in unserer Rechnung aber nicht berücksichtigt, es wären noch einmal 20 Parkplätze.

      Ihre Bitte werde ich an unseren BA19 herantragen, sicherlich besteht organisatorisch die Möglichkeit, den Zugang für uns alle aus dem Viertel zu ermöglichen. Meines Wissens nach ist es eine Dreifach-Turnhalle, wir werden also innen genug Platz haben.

      Hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen, herzliche Grüße, Christoph Söllner

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