Warum sind die Mieten in München eigentlich so hoch?

Liebe Nachbarn,

durch Zufall bin ich über die Webseite von Felix von Leitner („fefe“) auf einen Artikel über München im Deutschlandfunk gestoßen, den ich Ihnen absolut ans Herz legen möchte. Es wird darin ein Argument zum Thema „hohe Mieten“ ausgerollt, das wir bisher noch nicht hatten, und das richtig plausibel klingt. Hier die beiden Links:

  • 21. Juli 2018: Tagesübersicht
    Hey, warum sind die Mieten in München eigentlich so hoch? Weil das Finanzamt Leute abstraft, die weniger hohe Mieten verlangen!
  • 12. Juli 2018: Zu nett für München? Der Vermieterrebell und das Finanzamt
    Zu billig, findet das Finanzamt – sozial und gerecht, meint Wolfgang Fischer: Der Münchner Vermieter verlangt nur einen Bruchteil der ortsüblichen Miete. Das Finanzamt nennt Fischers Vermietungspraxis „Liebhaberei“ und sagt, seine Ausgaben seien nicht voll steuerlich geltend zu machen.

Beim Lesen des DLF-Artikel mußte ich mehrfach ein „das-gibts-doch-gar-nicht“ denken, läßt sich der Vermieter da zitieren:

„Wenn bei mir ein Kind geboren worden ist, dann habe ich die Miete um 50 Euro, früher waren es 100 Mark, reduziert. Da habe ich schon Schwierigkeiten gekriegt. Der Finanzbeamte hat gesagt, ich kriege eine Anzeige, da habe ich gesagt, ja da freue ich mich schon drauf.“

Und hier noch besser – aus Sicht des Finanzamtes:

Weicht die Miete von der ortsüblichen Vergleichsmiete – ergo Mietspiegel – um 66 Prozent ab, gilt die Vermietung als Liebhaberei. Jegliche Reparatur- oder Modernisierungskosten können nicht mehr voll steuerlich geltend gemacht werden. Erwartet wird von Vermietern wie selbstverständlich eine sogenannte Gewinnabsicht.

Achsoooooooo, die armen Investoren – die müssen es ja aus dem Vollen schöpfen! Und das läßt sich sogar „beweisen“. Hier aus der Wikipedia, Abschnitt „Kritik“:

Gemäß § 558 Abs. 2 BGB dürfen zur Erhebung eines Mietspiegels nur Wohnungen berücksichtigt werden, bei denen die Miete in den letzten vier Jahren neu vereinbart oder geändert wurde. Dadurch werden systematisch exponentielle Mieterhöhungen für die Folgejahre festgeschrieben. Da auf diese Weise keine Durchschnittsmiete ermittelt wird, ist der Begriff des Mietspiegels irreführend. Passender ist daher von einem Miet-erhöhungs-spiegel zu sprechen.

Das, meine Damen und Herren, leuchtet ein. Und war übrigens auch ein Argument auf unserer Veranstaltung in der Podiumsdiskussion. Knackpunkt ist, daß ein Vermieter den Mietspiegel zur Festlegung einer Mieterhöhung heranziehen darf hier in München. Ist nun die Fluktuation in der Belegung „sehr hoch“, steigt der Mietspiegel ganz natürlich schneller und schneller an, begründet durch die neu verhandelten Mieten.

Kommt Ihnen bekannt vor?

Und jetzt der Hammer – wie üblich zum Schluß:

„Wir haben die Einnahmen des Fiskus aus den Münchner Mieten mal hochgerechnet. Wir kommen hier auf eine Milliarde Euro pro Jahr, die der Fiskus allein von den Münchner Wohnungsvermietern einnimmt.

Bei einer Steigerung von drei Prozent, so Stürzer, wären das Mehreinnahmen von 32 Millionen Euro pro Jahr. Rechtlich möglich sind Mietsteigerungen von bis zu 15 Prozent alle drei Jahre.

Und mehr Wohnungen sollen’s billiger machen? Meine geschätzte Leserschaft, ich nehme an, Ihnen ist nun etwas klarer, daß hier jeder von profitieren würde, außer natürlich den Menschen vor Ort.

4 Kommentare vorhanden
  1. E.B. sagt:

    Danke für diesen interessanten neuen Aspekt. Der Staat – die „schwarze Null“ – verdient also kräftig mit. Wo ist hier das „würg“-Emoji?

  2. Robert Schetterer sagt:

    Hallo, hm ein neuer Aspekt. Aber am Ende wundert es mich nicht. Es gab nur selten ernsthafte Anstrengungen die Wohnungsnot und/oder die Mietpreise auf Dauer in München zu senken. Da gibt es starke Lobbies die das immer zu verhindern wussten. Das der Staat am Ende immer mitverdient ist auch nichts Neues. Ärgerlich ist am Ende nur ,dass immer das Gegenteil behauptet wird und wurde.
    Viele Grüsse

  3. ML sagt:

    Wie ich Anfang der 90er Jahre nach München gezogen bin, waren die Mieten in München schon wesentlich höher als z. B. in einer Kleinstadt. Aber damals gab es noch die DM und das doppelte Geld. Da hat eine 2-Zimmer-Wohnung für 1.000 – 1.200 DM dem einen oder anderen noch kein Loch in den Geldbeutel gerissen. Aber heute ist der €uro wie DM. Mittlerweile kosten 2-Zimmer-Wohnungen in München (besonders die Neubauten) auch schon 1.000 – gar 1.200 (€uro wohlgemerkt). Das ist Schröpferei auf höchster Ebene. Denkt denn keiner an die Rentner und an die Minderverdienenden? Darum bin ich hier in München auf ein 1-Zimmer-Appartement angewiesen, was für mich als langjährigen Mieter preislich noch sehr moderat ist.

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