SZ: Da hilft nur Bauen

Liebe Nachbarn,

jetzt mußte ich tatsächlich länger überlegen, ob wir hier auf der Webseite für den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München Werbung machen sollen. Das ist, kurz und meiner persönlichen Meinung nach zusammengefaßt, ein öffentlich betriebener Lobbyverein, der die Gemeinde München und einige ihr angrenzenden anderen Städte und Gemeinden vertritt, offiziell in Fragen zur Planung und Stadtgestaltung und vielen weiteren Themen „berät“.

Explizit sind im Mission Statement diverse Veranstaltungen und Publikationen zum Thema aufgeführt.

An und für sich keiner Erwähnung wert, aber dessen Geschäftsführer, Christian Breu, hat einen beachtenswerten Artikel in der SZ veröffentlicht.

Immerhin schreibt der Autor des Artikels größtenteils im Konjunktiv oder der indirekten Rede und macht sich Herrn Breus Aussagen damit nicht zu eigen. Sie kennen mich, auf sowas achte ich besonders.

Die Boomregion München wirkt auf junge Leute wie ein Magnet. Womit Breu mit einem zweiten falschen Bild aufräumt: Die Attraktivität Münchens habe nichts zu tun mit der schönen Umgebung oder dem kulturellen Angebot, sondern sei ausschließlich auf die vielen Arbeitsplätze und die Bildungsmöglichkeiten zurückzuführen. Deshalb zögen auch vermehrt jüngere Leute zu.

Absolut richtig, dieser furchtbare Englische Garten… Und überhaupt, wer braucht schon einen Flaucher oder gar die vielen Feste und Feiern im Stadtgebiet – Tollwood, Auer Dult, Wiesn… Und überhaupt, Biergärten sollte man gleich überplanen – gerade im Sommer die sinnloseste Erfindung seit Menschengedenken.

Die nächsten zwei Absätze sind unbelegte Tatsachenbehauptungen, tät ich ignorieren, aber dann wird’s brisant – gesetzt es stimmt:

Für einen solchen Zuzug, der fast ausschließlich aus dem Ausland komme, aber reiche der Wohnraum im Moment bei weitem nicht aus, sagt Breu.

Das hieße ja, das eine unserer Thesen, nämlich daß die Münchner Stadt nur der (ausländischen?) Investoren wegen so teuer ist, die „Geld wie Heu“ haben (wo auch immer her), hier zumindest Unterstützung bekäme. Damit ginge es ja gar nicht um preiswerte Wohnungen? Leider ist auch diese Breu’sche Aussage unbelegt.

Um entsprechend viele neue Wohnungen zu bauen, seien Mittel wie Nachverdichtung oder das Bauen in die Höhe allein zu wenig. „Wir brauchen neue Flächen“, fordert der Geschäftsführer des Planungsverbands. In vielen Kommunen sähen das die verantwortlichen Politiker genauso, die Bevölkerung sei da „oft etwas skeptischer“, hat Breu erfahren.

Sehr interessant, das heißt ja direkt, daß Frau Merks und Herrn Reiter Pläne dem Zweckverband nach unzureichend sind? Und wahnsinnig spannend ist die Antwort auf die Frage wer das denn in den Kommunen genauso sieht? Der Begriff „viele“ kann ja alles und nichts bedeuten. Unser direkter Nachbar, die Gemeinde Neuried, sieht das übrigens nicht so. Zitat „Herr Söllner, sagen Sie mir, welchen Wald ich abholzen soll. Dann baue ich neue Wohnungen.“

Euphemistisch geht es gleich weiter mit:

Die Effizienz der Flächennutzung hat sich von 233 Quadratmeter pro Einwohner und sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem im Jahr 2008 auf 228 Quadratmeter im Jahr 2016 verbessert.

Ich persönlich halte solche Aussagen für eine bodenlose Frechheit gegenüber den Menschen, die das ausbaden müssen – insbesondere, da das Stadtgebiet (LHM) bereits die höchsten Siedlungsdichten von Deutschland nach Fläche und nach Geschoßfläche aufweist. Und nein, die Menschen wollen nicht in die Region, sie wollen nach München. Markt Schwaben -Verzeihung- ist für den hippen Single von heute eher von negativem Interesse.

Und einen schönen Trugschluß hab ich noch für Sie:

Dem dadurch zu begegnen, dass man weiteres Wirtschaftswachstum verhindere, sei höchstens in absolutistischen Staaten möglich und wäre, wie Breu sagt, auch der falsche Weg. Durch die daraus folgenden Einbußen bei der Gewerbesteuer hätten die Kommunen nicht mehr genügend Geld, um ihre Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

Eine Einbuße dem Begriff nach kann ich nur haben, wenn mir etwas Vorhandenes oder ein Teil davon abhanden kommt. Nicht erzielte Einnahmen sind daher per Definition keine Einbuße – ich habe sie ja nicht gehabt.

Fazit: Insgesamt finde ich an diesem Artikel sehr schön zu lesen, daß auch Herr Breu die Pläne der Stadtverwaltung für unzureichend hält. Seine Empfehlung, noch mehr Flächen auszuweisen, mag richtig oder falsch sein, aber eines ist sicher: im Gemeindegebiet der LHM wird das nicht passieren können.

Ein Kommentar vorhanden
  1. Robert Schetterer sagt:

    Hallo, also wegen jungen Leuten kann ich mitreden.
    Der Zentit eines Booms ( wenn jemals wirklich vorhanden ), ist da bereits überschritten, dass nichts anderes mehr als München in Frage kommt ,ist vorbei. Die Jugend ist sehr mobil , stimmt der Job auch woanders, klebt man nicht München schon deshalb weil woanders mehr vom Gehalt übrigbleibt. Zur Wahrheit gehört aber auch dass für eine bestimmte Schicht München recht billig ist , d.h wenn man beruflich nur zwischen Paris , London , Tokio usw wählen kann. Da spielen dann eher andere Themen eine Rolle, z.B wie siehts aus mit dem Bildungsangebot für Kinder usw, da fallen dann viele aus allen Wolken und vergleichen Bayern mit einem Entwicklungsland.

    Viele Grüsse Schetterer

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