Wettbewerbsausstellung: Der Tag danach… [Update]

Ja, liebe Nachbarn,

die ersten Entwürfe der vierzehn Architektenbüros wurden der Öffentlichkeit, also uns, präsentiert. Wir hatten ausreichend Gelegenheit, uns die Modelle, die Texte und Bilder der Vorschläge anzuschauen und auch dazu Feedback zu geben.

Der ein oder andere hatte uns schon angesprochen, warum wir denn selbst dazu noch nichts geschrieben haben. Nun, wir wollten, daß Sie sich möglichst unvoreingenommen ein Bild der Vorschläge und Ausarbeitungen machen konnten.

Die Ausstellung ist beendet, und damit wird es auch für uns von Pro-Fürstenried Zeit, eine kleine Zwischenbilanz aufzustellen. Es kommt viel Text auf Sie zu.

Zu den Entwürfen…

Vorneweg, ich verstehe, daß Sie alle gerne von uns eine Bewertung zu den Entwürfen hätten. Und auch Stadt und BVK würden sicher eine lebhafte Diskussion begrüßen, was wir denn zu diesem oder jenem aufgestockten Haus sagen, ob denn 14 oder nur 9 Stockwerke gerechtfertigt sind oder auch welche der abgebildeten Fassaden uns denn am besten gefällt.

Denn, liebe Nachbarn, dann wären wir mit weniger Wichtigem beschäftigt. Wir wären behandelt wie ein Kind, das eine Jacke anziehen soll, und das dafür von den Eltern gefragt wird, ob es lieber die blaue oder die rote Jacke nimmt. Den Eltern ist die Farbe wurscht, Hauptsache, die Jacke ist am Kind.

Hier im Artikel werde ich daher nur ein wenig auf Details der Entwürfe A-D eingehen, es gibt in dieser frühen Phase aus meiner Sicht noch nicht viel dazu zu sagen.

Entwurf D

Von uns um Kommentare gebetene Stadtbau-Experten äußerten Unverständnis, warum dieser Entwurf prämiert worden war. Zwar sei das Wegenetz ausdrucksvoll und plakativ angelegt, aber die drei Torbauten direkt in die Fluchten der Straßen zu setzen, ändere den Charakter des Viertels massiv. Aus städtebaulicher Sicht mache so ein Vorschlag wenig Sinn:

[…] Zudem ist das Motiv der mit einem (Hoch-)Haus überbauten Straße für eine Stadtrandsiedlung völlig unangemessen!

Daß der Vorschlag wegen Überplanung von nicht zugehörigen Grundstücken so auch nicht realisierbar wäre, kommt noch hinzu.

Entwurf C

Hier bemängelte man die Anbauten vor die Fenster an drei Hochhäusern (die Jury und die Architekten wußten, daß dort Fenster sind!). Alle betroffenen Mieter hätten da berechtigte Einspruchsmöglichkeiten. Auch die Verkehrsführung in der Appenzeller Straße, die sogenannte gemischte Verkehrsflächen vorsieht, sei bei der Menge der hinzukommenden Autos nicht realistisch.

Entwurf B, Verschmälerung Appenzeller- und Bellinzonastraße

Auch das wird von unseren Experten kritisch betrachtet. Zum einen muß die Müllabfuhr durch (Schwerverkehr, Mindestbreite Straße 6,50m), zum anderen weigere sich die MVG, Busse durch Querparker-Straßen zu schicken („wenn einer ausparkt oder der Paketdienst liefert, ist die Straße zu und wir kommen nicht mehr durch“). Wenn wir dann noch beidseitig Besucherparkplätze längs erhalten wollen, kommen noch einmal 4m Breite hinzu und wir können sie gleich so lassen. Siehe auch unsere Analyse von vor einigen Monaten.

Die bei 2 Entwürfen vorgeschlagenen Veränderungen der Appenzeller Straße sind für mich absolut auszuschließen – verkehrs- und nutzungstechnisch ein Unsinn und eine Baurechtsmehrung für einen Privaten auf Kosten und zu Ungunsten der Allgemeinheit!

Aber auch:

[…] Abgesehen davon, dass ich persönlich mehr Hochhäuser für die Siedlungsstruktur und das Wohnklima grundsätzlich nicht [für] angemessen halte, daher mein Votum für die Winkelzeilenergänzung im Norden!

Übrigens: Die Verschmälerungen wurden explizit von der BVK als „zu prüfend“ beauftragt.

Entwurf A

Ein Stadtplaner konnte uns zum jetztigen Gebäudeplan ein interessantes Detail verraten. Man habe sehr viele niedrigere Gebäude damals absichtlich in Nord-Süd-Richtung geplant, weil dann im Winter alle mehr Licht hätten, wenn die Sonne tief im Süden steht. Deswegen sei wahrscheinlich Entwurf A auch mitprämiert worden, weil hier die Verschattung in großen Teilen in den Norden reicht, wo keiner wohnt.

Carsharing

Nun, wie immer sind es die Stoßzeiten, die den Ausschlag geben. Schauen Sie sich untertags im Viertel um – wenig Autos. Abends dann volles Haus. Und ob es jetzt 600 neue gemeinschaftliche oder private Autos sind, spielt doch für die Verkehrs- und Parkproblematik keine Rolle. Wir sind einfach noch nicht soweit als Gesellschaft.

Zwischen Skylla und Charybdis?

Unabhängig von konkreten Höhen und Geschoßzahlen, was sagen Sie?

  • Eher einzelne Hochpunkte oder doch lieber Hof-Charakter mit vielen kleinen Zeilen?
  • Aufstockung bei Ihnen oben drauf machbar? Reicht ein Stockwerk?
  • Sind Ihre Bedenken aus der ersten und zweiten Umfrageaktion hinreichend ausgeräumt?

Ja, liebe Nachbarn, wir sollten nicht jedes einzelne Haus in die Goldwaage legen. Daß vieles in den Vorschlägen baurechtlich nicht haltbar sein wird, liegt auf der Hand. Beschäftigen wir uns mit Wichtigerem…

Wichtiges hing am Schnürchen…

Wie gesagt, um die Entwürfe soll es nur am Rande gehen. Interessanter waren zwei kleine Heftchen, die leider erst mit dieser Ausstellung öffentlich gezeigt wurden:

  • Die Auslobungsunterlagen (ohne Detailpläne), sprich die Aufträge für die Architekten
  • Das Protokoll der Rückfragen aller Architekten an Stadt/BVK zu den Auslobungsunterlagen (vom 28.06.2016)
  • Update vom 22.10.2016: Hier das Jury-Protokoll vom 11.10.2016. Eckige Klammern und Textfarben von uns, nicht original; Anhänge sind nicht enthalten.

Auf den Planungsunterlagen liegt sicher ein Copyright der Bauherrin, die dürfen wir also nicht veröffentlichen. Es geht hier deswegen primär um das Protokoll, in dem die Fragen der einzelnen Architektenbüros und die Antworten von Stadt/BVK festgehalten sind.

Und das ist brisant.

Hier habe ich Ihnen die wichtigen Fragen herausgegriffen und die Antworten der Stadt/BVK jeweils zitiert. Nur Unterstreichungen sind originale Hervorhebungen, der Rest kommt von mir.

Kombination von Elementen aus Entwürfen

Könnten wir uns Haus X aus (A) und Haus Y aus (B) und Aufstockung aus (C) wünschen?

  • Zum einen meinte Prof. Kappler auf meine zweimalige explizite Nachfrage bei der Führung am Dienstag, daß eine Kombination von Entwürfen ausgeschlossen sei. Man könne zwar bei der Überarbeitung einem Architekten nahelegen, ein Haus wie die Konkurrenz zu planen, aber das sei städtebaulich sehr unwahrscheinlich. Denn jeder Entwurf verfolge ja sein eigenes Konzept.
  • Dann aber führte Herr Mauerer zum anderen bei zwei Gelegenheiten (Eröffnung, Führung) aus, daß das „vorstellbar“ sei.
  • Und zu allem Überfluß heißt es nun zum dritten in der Antwort auf die sinngemäße Frage „Werden mehrere Preisträger mit der finalen Ausarbeitung beauftragt?“:

    Eine Beauftragung mehrerer Preisträger der Preisgruppe Städtebau ist aus inhaltlichen Gründen nicht vorgesehen. Die Wohnsiedlung der Bayerischen Versorgungskammer soll als städtebauliche Einheit weiterentwickelt werden.

Wenn wir also die Hoffnung hätten, aus mehreren Vorschlägen ein Kombinationspaket schnüren zu können, sollten wir zumindest Samstag deutlich nachfragen, was denn nun stimmt!

Update vom 22.10.2016: In verschiedenen Gesprächen hatte sich heute herauskristallisiert, daß dies tatsächlich nicht möglich ist. Nur ein Entwurf würde nach den Überarbeitungen weiterverfolgt werden.

Abstandsflächen

Für uns unverständlich heißt es auf die Frage nach den einzuhaltenden Abstandsflächen:

Zu den Nachbargrundstücken hin sind Abstandsflächen von 1H einzuhalten. Im Inneren des Planungsgebietes sind ebenfalls Abstandsflächen von 1H einzuhalten. Unterschreitungen sind jedoch möglich, solange die Qualitätsziele der Auslobung und des Eckdaten- und Aufstellungsbeschlusses berücksichtigt werden und im gesamten Planungsgebiet gesunde Wohnverhältnisse gewährleistet sind.

  • 1 H gilt auch von Außenwand bis zur Mitte einer Straße – wurde das in den Entwürfen beachtet?
  • Balkone berücksichtigt? Wir hätten ein paar, die breiter als 5m sind…
  • Unterschreitung von 1 H ist explizit mit unkonkreten Vorgaben („gesunde Wohnverhältnisse“) zugelassen, aber Belichtung und Belüftung dürfen nicht beeinträchtigt werden. Wie wurde das in den Entwürfen berücksichtigt?

Versiegelung

Explizit nachgefragt wurde, ob eine Neuversiegelung zulässig ist. Die Antwort:

Nein. Es gelten die Aussagen der Auslobung: „Der vorhandene Umfang der Freiflächen soll insgesamt nicht reduziert werden, d.h. die bauliche Ergänzung soll auf bereits versiegelten Flächen (Stellplatzanlagen) oder durch Aufstockungen erfolgen […] oder durch eine Neubebauung auf bestehenden wenig bedeutsamen Freiflächen, sofern an anderer Stelle entsiegelt wird und die Freiflächenbilanz sich dadurch nicht verschlechtert

  • Hat das überhaupt einer der prämierten Entwürfe berücksichtigt?
  • Immerhin positiv: Unser größter Wunsch war der Erhalt der Grünflächen. Das steht also zumindest auch so im Auftrag.

Supermarkt

Hier wurde gefragt, ob die Architekten einen Supermarkt vorsehen sollen. Die Frage nahm explizit Bezug auf geschlossenen REWE City in der Bellinzonastraße.

Es gelten die Aussagen der Auslobung. Ein großflächiger Einzelhandel (Supermarkt) wird ausgeschlossen, da ihm, wie die Vergangenheit gezeigt hat, die wirtschaftliche Grundlage fehlt.

Nicht nur, daß unsere erste Auswertung deutlich einen Bedarf an Einkaufsgelegenheiten im Viertel aufzeigte, auch am Workshop im Mai hatten Sie den Wunsch nach einem Supermarkt deutlich geäußert (siehe Bericht der BVK, Seite 27f).

  • Das Argument mit der Wirtschaftlichkeit: nun, es kommt wohl zum Teil auch auf die Miete an…
  • Sollte sich herausstellen, daß wirklich keiner will, kann man die Räume immer noch teilen. Aber zumindest die große Fläche könnte man einmal vorsehen!
  • Neue Wohnungen = mehr Kundschaft.
  • Bebauung Grünstreifen Neuried südlich der Schrebergärten: Noch mehr Kundschaft.
  • Lärm und Parkplätze: Hat doch in der Bellinzonastraße auch geklappt (meistens) und da gab es zusätzlich ein Lokal.

Fazit: Bei diesem wichtigen Thema wurden die Bürgerwünsche schlicht ignoriert.

Exkurs: Garagenstellplätze in der Auslobung

In dem Büchlein zur Auslobung heißt es auf Seite 29, links unten:

[…] für die Bestandswohnungen -entsprechend der derzeitigen Anzahl von Stellplätzen auf oberirdischen Stellplatzanlagen und Tiefgaragen- 1036 Tiefgaragenplätze vorzusehen.

Das macht ja auch Sinn. Weiterhin:

Für die neuen Wohnungen ist 1 Tiefgaragenstellplatz je 91m2 Geschoßfläche anzusetzen.

Als Freunde der Fermi-Fragen müssen wir nun rechnen (Annahme: frei finanzierte und SoBoN-Wohnungen gleich behandelt):

  • Beauftragte durchschnittliche Wohnfläche für die neuen Wohnungen (Auslobung Seite 26):
    fw=30m2*0,1 + 40m2*0,25 + 55m2*0,3 + 75m2*0,3 + 95m2*0,05 = 56,75m2
  • Wir addieren gute 20 Prozent zu fw und erhalten die durchschnittliche Geschoßfläche (Wände, Treppen, …):
    fg = 56,75m2*1,2 = 68,1m2
  • Wir rechnen die durchschnittliche Geschoßfläche für 600 Wohnungen aus:
    fg(600) = 600*68,1m2 = 40860m2
  • Und teilen durch die 91m2, um die Anzahl der TG-Plätze zu erhalten:
    tgneu = 40860m2 / 91m2 ~= 449 neue Stellplätze (25% zu wenig neue TG Plätze)
    Anmerkung: die BVK argumentiert mit 55000m2 fg / 600 Wohnungen = 91m2 fw

Fazit: Unverständlich erscheint mir, warum die 1,0 nicht auch so in der Auslobung stehen. Die Architekten hatten also anscheinend gar nicht den Auftrag, den mehrfach von Stadt und BVK zugesagten Schlüssel von 1,0 pro Wohnung umzusetzen, denn die Geschoßfläche ist nur lose mit der Anzahl der Wohnungen gekoppelt.

Ich hoffe übrigens sehr, mit dieser Schätzung falsch zu liegen, denn ein derartiger Wortbruch seitens Stadt und BVK wäre nicht tragbar. Wir haben nun einmal jetzt schon ein großes Verkehrsproblem!

Update vom 22.10.2016: In Rücksprache mit zwei Architekten kam heraus, daß wir uns da keine so großen Gedanken machen mögen, man könne alle Tiefgaragen entsprechend groß gestalten, sodaß der Schlüssel von 1,0 einhaltbar ist. Eine detaillierte Planung der TGs war nicht beauftragt worden. Eine schlüssige Antwort, warum die „1,0“ nicht in der Auslobung stehen, konnten mir die beiden aber auch nicht geben.

Anhebung Lärmgrenzwerte

Sie kennen mich – das Beste kommt bei mir oft zum Schluß. In diesem Falle ist das die Anhebung der Lärmgrenzwerte. In den Auslobungsunterlagen sind drei Grafiken aus einer „schalltechnischen Voruntersuchung“ abgebildet, die zeigen, wo es hier im Viertel mit der Überschreitung von Lärmgrenzwerten Probleme gibt.

Beachten Sie, daß es sich großteils nicht um Messungen, sondern nur um Schätzungen / Computermodelle handelt, bei denen der Sachverständige den erwarteten hinzukommenden Lärm 2025-2030 schon eingerechnet hat. Die Genauigkeit des Modells darf also durchaus hinterfragt werden: Wer weiß schon, was in 10 Jahren für Verkehr herrscht…

Wenig überraschend: an der Neurieder und Graubündener Straße ist durch fließenden Verkehr und Sportplatz „Land unter“. Die Färbung im gesamten Gebiet zeigt aber auch eindrucksvoll, daß die zulässigen Grenzwerte für ein reines Wohngebiet -im Flächennutzungsplan (FNP) „WR“- schon jetzt entlang der Straßen teils deutlich überschritten werden. Von „allenfalls punktuell[er]“ Beeinträchtigung kann den Daten nach keine Rede sein.

20161020-laermgrenzwerte

Lärmgrenzwerte Bayern

Anstatt aber auf Einhaltung der Grenzwerte zu pochen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, liegt die Lösung der Stadt/BVK in der Anhebung der Lärmgrenzwerte durch Umwidmung in ein „Allgemeines Wohngebiet“ von 50dB(A) auf 55dB(A) am Tag, im FNP „WA“:

Das Planungsgebiet wird künftig als Allgemeines Wohngebiet (WA) eingestuft. Den Planungen im Wettbewerb sind somit die Immissionsrichtwerte für Allgemeine Wohngebiete zugrunde zu legen.

Für absolut bemerkenswert halte ich die Übergriffigkeit der Antwort. Der FNP kann meines Wissens nach nur durch einen Stadtratsbeschluß geändert werden. Hier wird also der Stadtratsbeschluß schon vorweggenommen, als wäre alles schon gegessen.

Und, Frau Prof. Merk saß in dieser Fragerunde dabei! Das könnte also bedeuten, daß Frau Merk in der nächsten Beschlußvorlage schon die Änderung des FNP unterbringt.

Bevor einer meint, 5dB(A) wären ja nicht viel: 5dB(A) entsprechen beim empfundenen Lärmpegel etwa dem Faktor 1,5. Im Übrigen darf ich einmal aus einer Broschüre des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zitieren:

Fehler bei der städtebaulichen Lärmschutzplanung können nachträglich kaum wieder gutgemacht werden. […]

Das sieht auch ein anderer hinzugezogener Experte so:

Die Umwidmung zum Allgemeinen Wohngebiet kann erhebliche Auswirkungen auf die zulässigen Nutzungen und Lärmwerte haben. Wenn schon ein Supermarkt dezediert ausgeschlossen ist, verstehe ich die Notwendigkeit der Umwidmung nicht, gerade wenn das Thema „gesunde Wohnverhältnisse“ so hochgehalten wird.

Nebenbei: die Baukörper einer Reihe von Häusern aus den verschiedenen Vorschlägen würden durch das Projekt also „in den Lärm“ platziert. Verständlich, daß man dafür die Appenzeller Straße verengen will.

Eine Einschätzung, wie und ob das mit „Aufwertung des Viertels“ vereinbar ist, bitte ich Sie selbst vorzunehmen.

Zusammengefaßt…

Ich verstehe, daß den Architekten eine sehr schwierige Aufgabe gegeben wurde. Sie dürfen in den Bestand nicht eingreifen, sie sollen nicht neu versiegeln und sie müssen 600 Wohnungen (55000m2 Geschoßfläche) „verwursten“. Ihnen wurden Schlupflöcher mit der Verkehrswegeplanung, den Abstandflächen und der Höhe der Bebauung gelassen.

Aufgrund der anscheinenden Ungereimtheiten bleibt mir nicht viel, als den Sinn dieses Wettbewerbs mit diesen Voraussetzungen zu hinterfragen. Jede weitere Planung, die hierauf aufbaut, geht doch dem Augenschein nach schon von stellenweise falschen Voraussetzungen und unhaltbaren Annahmen aus. Welchen Wert also kann hat das jetzige  Wettbewerbsergebnis überhaupt haben?

Ich kann einem Kommentator nur beipflichten. Ein paar Ideen haben wir jetzt gesehen, ein großer Wurf war meiner persönlichen Meinung nach (auch aufgrund der Vorgaben!) nicht wirklich dabei, wir können jetzt mit weitaus niedrigerer Wohnungszahl noch einmal ganz von vorne anfangen.

Und Samstag?

Frau Dr. Förster, ich hoffe, Sie fressen mich jetzt nicht. Ich verstehe, daß Sie sich unglaublich viel Arbeit machen.

Also, ich bin sehr gespannt, wie die sich abzeichnenden vielen unterschiedlichen Meinungen denn erfaßt, dokumentiert und weiterverarbeitet werden werden. Denn sehen Sie, im Vorfeld wurde mit Pinnwand und Freitext aufgenommen, was wir so denken, welche Vorschläge wir haben und etwa auch, was gar nicht geht.

  • Wie soll also aus diesen vielleicht sogar gegensätzlichen Einzelwünschen ein Gesamtbild formuliert werden?
  • Müßten wir nicht streng methodisch fragen „wer ist für (X)?“ und die Anzahl zusammenzählen?

Unter gar keinen Umständen darf geschehen, daß dem Stadtrat dann demnächst wie folgt vorgelegt wird:

Ja, lieber Stadtrat, zwar unterschreiten wir die Abstandsflächen, überschreiten die Lärmgrenzwerte, verringern Verkehrsflächen, holzen ab und versiegeln neu. Aber, die Bürgerschaft hat das in zwei Öffentlichkeitsveranstaltungen ja genauso gewollt. Ihr könnt also beruhigt zustimmen.

Insbesondere, weil die BVK die Dokumentation selbst übernimmt und anhand einiger Beispiele schon jetzt Informationsverlust erkennbar ist. Wer kann schon dagegenargumentieren, daß „die Bürger“ Vorschlag X akzeptieren, wenn diametrale Meinungen („Ich will A!“, „Aber ich will D!“, …) an den Wände kleben und wir „alles wollen“. Die Bauherrin könnte sich also die passenden bunten Zettel und Feedback-Dokumente herauspicken.

Aber bewerten Sie selbst. Ich hoffe, hier sachlich und nachvollziehbar genug ge- und beschrieben zu haben. Ihre Kommentare sind wie immer herzlich willkommen. Freuen wir uns auf morgen.

10 Kommentare vorhanden
  1. J.R. sagt:

    Hierzu muss ich was loswerden:

    Ich kann einem Kommentator nur beipflichten. Ein paar Ideen haben wir jetzt gesehen, ein großer Wurf war meiner persönlichen Meinung nach (auch aufgrund der Vorgaben!) nicht wirklich dabei, wir können jetzt mit weitaus niedrigerer Wohnungszahl noch einmal ganz von vorne anfangen.

    Ich halte es für eine absolut schlechte Idee, als Bürgervereinigung bereits sowas vorzuschlagen.

    Selbst, wenn einige vielleicht insgeheim oder auch offen bereits resigniert haben und sich denken: „Früher oder später kommt’s doch sowieso.“ – unser Ziel muss sein, jegliche Pläne abzuwehren, die für das Viertel unzumutbar, untragbar wären. Dazu gehören auch alle der 4 sogenannten „prämierten“ Entwürfe. Was die BVK dann macht, nachdem wir die aktuellen Pläne gekippt haben, soll sie sich schön selbst ausdenken. Kommen dann wieder solche weltfremden, unmöglichen Pläne wie jetzt, werden sie halt wieder abgesägt.

    Dazu wieder das Beispiel vom Anfang des Artikels – die Eltern (BVK) interessiert es nicht welche Farbe die Jacke hat, hauptsache das Kind (wir) zieht sie an… wobei an ihrem bisherigen Gebaren ziemlich offensichtlich ist, dass sie wohl nicht mal der Farbwunsch des Kindes interessiert.

    Wenn wir also schreien: „Höchstens 300 Wohnungen!“, oder: „Nur wenn die Grünflächen erhalten bleiben!“, dann haben wir bereits verloren, da wir so indirekt dem Kern der Sache (Nachverdichtung) bereits zustimmen. Was wir schreien müssen ist: „Auf keinen Fall!“, und zwar bis zuletzt. Der Autor hat es doch eigentlich schon begriffen, sonst hätte er sicher nicht den Vergleich angebracht, daher wundere ich mich sehr warum er dann den Vorschlag des Kommentators so toll findet.

    Inzwischen sollten wir übrigens eigentlich auch alle erkannt haben, dass die paar „Einbringungsmöglichkeiten“, die die BVK in ihrem ach so tollen Organigramm uns Bürgern/Bewohnern in der ganzen Sache gelassen hat, im besten Fall ineffektiv und im schlechtesten Fall eine komplette Farce sind. Daher sollten wir langsam aufhören zu versuchen nach deren „Spielregeln“ zu spielen, und stattdessen auf anderen Wegen massiven Druck auf BVK wie Stadt aufzubauen. Wir müssen laut werden und unbequem. Und schleunigst dafür sorgen, dass die Pläne mit all ihren „kreativen Interpretationen“ der Bauordnung und anderen Gesetzen wie auch Entscheidungen wider jeden gesunden Menschenverstands, gerichtlich kurz und klein gehackt werden.

    Die Kommunikationsstrategie seitens Pro Fürstenried fand ich hier nicht gut. Statt „auf Tauchstation zu gehen“ und hinterher zu sagen „ja wir wollten dass ihr euch erst unvoreingenommen ein Bild macht“ wäre es besser gewesen, eure Motivation dahinter gleich vorab offen zu kommunizieren. Denn so klingt es für den ein- oder anderen eher wie eine hastig nachgeschobene faule Ausrede.

    Auch der „Ton“ der Köpfe der Bewegung ist verdächtig sanft geworden – kein Vergleich mehr zu den Anfängen, wo sie wirklich noch engagiert gewirkt haben und die Dinge klar und unumwunden auf den Punkt gebracht haben. Es stellt sich mir die Frage, ob man dort inzwischen das Interesse verloren hat. Aus welchen Gründen auch immer…

    Ich denke, ein Großteil der Bewohner des Viertels, die sich bereits in der modernen Sklaverei/Klapsmühle, auch bekannt als Vollzeitarbeit, befinden – und so kaum Freizeit haben, in der sie sich um wichtige Anliegen wie eben dieses kümmern können – hat sich anfangs gefreut: „Sehr schön, da kümmert sich jemand drum, das ist in guten Händen, da muss ich mich nicht mehr drum kümmern.“ Wenn dann still und leise die Bürgerbewegung (bzw. die drei Leute, die sie organisieren und vertreten) ihre Tätigkeit einstellt, bekommt keiner was mit und später stehen die Leute vor vollendeten Tatsachen. Das wäre fatal für uns!

    • Liebe/r J.R.,

      Danke für Ihren Kommentar und Ihre Anregungen. Erlauben Sie mir zu antworten.

      daher wundere ich mich sehr warum er dann den Vorschlag des Kommentators so toll findet.

      Gegenfrage: was haben Sie denn an meiner Formulierung „mit weitaus geringerer Zahl noch einmal von vorne anfangen“ auszusetzen? Ist das nicht genau das, was auch Sie verlangen?

      Wir müssen laut werden und unbequem.

      Das darf ich gerade einmal an die schweigende Leserschaft zurückgeben. Wir waren mit der Kamera an zwei Tagen an der Ausstellung vor Ort, um von Ihnen Besuchern ein Statement einzuholen, was Sie denn von den Plänen halten. Geschimpft haben die meisten. Aber nicht vor laufender Kamera.

      Meine spitze Frage lautet also, „wir“? Möchten Sie im Viertel überhaupt laut und unbequem werden? Wenn nämlich drei Typen auf der einsamen Wiese stehen und laut „Nein!“ brüllen, wirkt das etwas fehl am Platz.

      Die Kommunikationsstrategie seitens Pro Fürstenried fand ich hier nicht gut. [..]

      Ich will gerne einräumen, daß wir das in Zukunft anders lösen sollten.

      Ich denke, ein Großteil der Bewohner des Viertels, […]

      Für Ihren letzten Absatz will ich mir gerne mehr Zeit nehmen.

      • „Großteil der Bewohner“: Hilfreich wäre, wenn wir alle bei konkreten und belastbaren Angaben bleiben. „Viele“, „die meisten“, „manche“, „einige“ und weitere Formulierungen dieser Art führen mangels Belegbarkeit nicht zum Ziel. Siehe auch oben.
      • „[…] Vollzeitarbeit […] so kaum Freizeit haben“: Glauben Sie, das ist bei uns anders? Deswegen hier in aller Deutlichkeit: Wir alle drei / vier haben Familie, Beruf und andere Beschäftigungen in den 24 Stunden des Tages unterzubringen. Für uns alle drei / vier ist das hier unbezahlte Arbeit, die wir in unserer Freizeit (natürlich sehr gerne) für dieses Viertel verrichten.
      • „[…] da kümmert sich jemand […] ich nicht mehr […]“: Den Wunsch kann ich verstehen. Auch ich hätte gerne, daß jemand meine Arbeit macht, und ich die Früchte frei Haus geliefert bekomme.
      • „bekommt keiner was mit und später stehen die Leute vor vollendeten Tatsachen.“: Sie beschreiben sehr treffend einen möglichen Ausgang des ganzen Prozesses, der ohne unser Engagement mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eingetreten wäre.

      Und noch einmal sehr deutlich zur Klarstellung: Wir drei könnten uns eigentlich – sofern wir auf unseren eigenen Vorteil bedacht wären – einfach zurücklehnen und LHM/BVK werken lassen. Wir schießen uns für Sie gerade selbst ins Knie, nicht wahr…

  2. Robert Schetterer sagt:

    Hallo erstmal danke dass sie ihre Freizeit hier investieren.

    Zu Aussage Supermarkt wurde schon viel geschrieben, solange die BVK zur Wirtschaftlichkeit nichts offenlegt ( was sie sicher nicht muss ),  wuerde ich das maximal als „eine Meinung“ unter vielen bezeichnen. Tatsache ist ,dass nur im Sinne der BVK entschieden wurde, das geht soweit in Ordnung da man ein gewinnorientiertes Unternehmen ist. Fuer die Zukunft ist nichts anderes erwarten, die Versorgung der eigenen Mieter wird dem Gewinn immer untergeordnet bleiben ,ausser es wuerde direkt dazu fuehren dass die Wohnungen nur noch zu geringeren Mieten angeboten werden koennen. Dies ist fuer die nahe Zukunft nicht zu erwarten, der Mangel wird die Preise hochhalten und die Mieter zwingen selbst aergste Infrastrukturmaengel hinzunehmen. Aehnlich wird die Stadtverwaltung agieren . Die Prognose lautet Verdoppelung der Einwohnerzahl innerhalb der naechsten 20 Jahre. Angesichts dessen kann man schon resignieren, es wird also gebaut werden, auf Teufel komm raus, das Baugeld ist billig die Renditen hoch und andere Anlageformen schwaecheln immer noch.

    Wer heute zum Workshop wollte konnte sich persoenlich vom Verkehrchaos ueberzeugen ohne dass es am Samstag eine wesentliche Anzahl von Pendlern oder Schuelern gaebe. Der Bestand laeuft am Limit, vieleicht sollte man erstmal darauf dringen die bestehenden Maengel zu beseitigen, Schul und Kindergartenproblem loesen, Nahversorgung und Nahverkehr.  Erst wenn hier ein halbwegs durchfuehrbares Konzept auf dem Tisch liegt kann man ueber Nachverdichtung ueberhaupt nachdenken.

    Ich befuerchte nur so wird es nicht laufen, man wird es tatsaechlich so darstellen wie bisher, dass wer eine Meinung zu Papier bringt, zwar Aenderungen im Detail moechte aber vom Grundsatz das Vorhaben begruesst. Wie immer werden sich auch Politiker aller Farben finden die sich dem anschliessen. ( Leider findet keine Stadtratswahl demnaechst statt sonst wuerde sich wohl auch jemand finden der sich einer Gegenmeinung anschliesst ).

    Es fehlt also eine Stimme die das Vorhaben ablehnt und zwar aus den bereits vorgebrachten Gruenden und klarmacht das kein vorgelegtes Konzept auch nur annaehernd die Bedenken ausraeumt ( wie schon geschrieben besteht dazu eigentlich eh keine Chance ).

    Was die BVK da veranstaltet ist in mein Augen reines Alibi, man hat die Absicht auf Teufel kommt raus 600 Wohnungen zu errichten, es ist zu erwarten dass keiner der Plaene a Detail wirklich umgesetzt wird, kaum einer wird sich die Fenster zu betonieren lassen, und die Aufstockung der meisten Haeuser wird wohl rein technisch nicht realisierbar sein. Ausser man wird betroffene Mieter kuendigen oder umquartieren. Ich rate auf jeden Fall jedem ,jede Moeglichkeit zur Mietminderung auszuschoepfen und im weiteren seine Miete ueberpruefen zu lassen wenn man ein Hochhaus vor die Nase gebaut bekommt, ich bin im uebrigen auch gespannt ob und wie man an unser Haus den Aufzug anbringen will, es ist kaum zu erwarten dass jemand jeden Tag in den 5 Stock hochlaeuft und um wieviel dann die Nebenkosten steigen werden.

    Wenn ich es zusammenfasse wuerde ich also beim Standpunkt bleiben das ganze Vorhaben abzulehnen und moeglichst viele von dieser Meinung zu ueberzeugen. Auch wenn man dies am Ende uebergeht ist zumindest klar welche Meinung die Bewohner ( hoffentlich mehrheitlich ) haben.

    Sollten die Bagger dann trotzdem irgendwann anrollen oder wirkliche Bauplaene auf dem Tisch liegen, kann man immer noch versuchen Aenderungen im Detail zu erwirken, einige werden ohnehin den Rechtsweg einschlagen.

    MfG Schetterer

    • Lieber Herr Schetterer,

      Danke. Ihren Ausführungen hätte ich nur ganz wenig hinzuzufügen, Sie gestatten…

      Es fehlt also eine Stimme die das Vorhaben ablehnt […]

      Die inzwischen umfangreiche Unterstützung und Berichterstattung in der Presse spricht eine andere Sprache. In einer Reihe von Artikeln haben die unterschiedlichsten lokalen Zeitungen unsere / Ihre Kritik immer wieder vorgebracht und einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgemacht. So negativ sehe ich das also nicht.

      und zwar aus den bereits vorgebrachten Gruenden und klarmacht das kein vorgelegtes Konzept auch nur annaehernd die Bedenken ausraeumt ( wie schon geschrieben besteht dazu eigentlich eh keine Chance ).

      Valide und absolut richtig. Der Haken an der Sache: Das war auch nicht der Auftrag für die Architekten. Deren Job war in den vergangenen Monaten ausschließlich, die Vorgabe ~600 nach einem bestimmten Zimmer-/Flächenschlüssel in der bestehenden Siedlungsstruktur unterzubringen.

      Ich spreche gerne in Bildern: Wie beim Möbelkauf lautete der Auftrag, das Schlafzimmer auf Biegen und Brechen mit 10 Betten vollzustopfen. Die Architekten, die nur 8 Betten unterbrachten, oder die, die Wasserbetten mit flüssiger Goldfüllung vorsahen, wurden disqualifiziert.

      Bei diesem Prozeß wurde nicht beachtet, daß:

      • der vorhandene Platz wohl nicht für 10 Betten ausreicht,
      • der Schlafzimmerboden soviel Gewicht nicht trägt,
      • man keine 10 Betten stapeln kann,
      • die Matratzen hinterher nicht mehr hineinpassen,
      • senkrecht gestellte Betten sowieso nicht zum Schlafen geeignet sind,
      • und so weiter…

      Verwunderlich finde ich, daß wir uns in diesem frühen Stadium des Planungprozesses dann schon mit der Holzsorte der Betten, ihrer Maserung oder auch den Griffen an den Schubfächern beschäftigen sollten. Aus der Metapher zurückkehrend: das könnte der letztlich beauftragte Architekt doch immer noch frei gestalten.

  3. Anonymus Fürstenried sagt:

    Als Wohnungseigentümer in der Belinzonastrasse (dies sind die Initiatoren von Pro Fürstenried) werden Sie natürlich NUR solchen Plänen zustimmen können in denen IHR Petz nicht nass wird, wenn Wasser fließt…..ist das aber unvermeidlich aber unbegreiflich. Es geht um MEHR WOHNRAUM FÜR MÜNCHEN!!!! Zielvorgabe von Herrn Reiter; Frau Merk ist nur Ausführende. […]

  4. F.W sagt:

    Kennen Sie die Situation in der Ständlerstrasse (Neuperlach Nachverdichtung aktuell)

    Laut einem Kollegen ,der dort wohnt und direkt betroffen ist, wurde dort niemand gefragt. Es wurde einfach nachverdichtet , denn der dortige BA dort hatte zugestimmt. Das Ergebnis können Sie selbst sehen bei einem Lokaltermin. Ist dies noch Wohnqualität oder nur noch Verdichtung nach Vorgabe des Bauträgers?

    Der Charakter des Viertels besteht nicht mehr, ist komplett verdorben, aber es sind sehr viele günstige Wohnungen entstanden. (Gewofag?) Es geht also auch anders, wenig zimperlich.

    Wir sollten Der BVK es hoch anrechnen, dass hier bei uns nicht dieser Neuperlach Weg beschritten wird und den Bogen flach halten. Sonst werden auf Druck der Stadt aus ca. 600 Wohnungen leicht 1000 Wohnungen oder mehr!

    Professor Dr. Steffen Krämer fand die 4 Lösungsansätze der BVK Architekten interessant aber die Umsetzung auf den Plänen etwas rigide.

    Es sind Entwürfe

    Mit freundlichen Grüßen F.W

    • Liebe/r F.W.,

      ich weiß, was Sie meinen. Die Patrizia baut hier neue Wohnungen, siehe auch hier in diesem Blog. Nach meinen Informationen gab es dort keinen Bebauungsplan („B-Plan“), deswegen konnte man sehr einfach „anbauen“ und die vorhandene TG ersetzen.

      Wir sollten Der BVK es hoch anrechnen, dass hier bei uns nicht dieser Neuperlach Weg beschritten

      Das ist bei uns anders, weswegen man gezwungen ist, diesen langen Weg zu beschreiten. BVK und LHM machen das nicht freiwillig! Wir haben zwei Bebauungspläne, die komplett ausgeschöpft sind. Für mehr Gebäude muß also ein neuer B-Plan aufgestellt werden. Das wird dann die nächsten Jahre im B-Plan-Verfahren geschehen. Falls dann der Stadtrat final sein OK gibt, können die Bagger anrücken. Bis dahin fließt allerdings noch etwas Wasser die Isar abwärts.

      Ob wir der Stadt und der BVK also die Einhaltung des vorgeschriebenen Weges „hoch“ anrechnen sollen…

      Kleiner Nachtrag: Ich würde der BVK positiv anrechnen, daß der zweite Workshop hier im Gymnasium direkt vor Ort stattfand. Unsere älteren Nachbarinnen und Nachbarn mußten also nicht mehr in die Berner Schule.

      • F.W. sagt:

        Traurig

        Leider haben am Samstag nur ganz wenige Mieter der BVK (aus Haus Appenzeller Straße 113 mit 112 Wohnungen waren es nur 7 oder zeitweise 8 Mieter. Ich kenne, weil ich dort wohne fast alle Mieter in Appenzeller Straße 113 zumindest vom Sehen) die die Gelegenheit aktiv wahrgenommen hier ihre Meinung kund zu tun und zu diskutieren. Es waren nach meinen Beobachtungen erfreulicherweise sehr viele Eigentümer aus den betroffenen Straßen anwesend aber fast keine betroffene Mieter der BVK. Auf Nachfrage bei Mitbewohnern kam als häufiges Antwort oder Argument entweder mangelndes Interesse oder man kann ja eh nichts daran ändern, die von der BVK machen was sie wollen, man kann dann nur wegziehen. Die Veranstaltung sei eine BVK Alibi Farce. Erschreckende Einstellung!!!

        Die deutlichen Aushänge der BVK und Einladungen in den Schaukästen und an den Türen werden gar nicht gelesen oder wurden gleich in aggressiver Weise abgerissen oder unkenntlich gemacht. Es wird im Haus aber dann nur geschimpft (z.B. weil ja die Tiefgarage abgerissen werden soll und man nicht weiß wo man dann sein liebstes Kind dann parken soll) und es werden eine Menge Halb- und Unwahrheiten verbreitet.

        „Herr Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch lässt hier grüßen. Das macht mich zornig. In diesem Roman wird dieses typische Verhalten bestens und sehr treffend charakterisiert. Auch von den beiden Kirchen oder den Vorständen habe ich niemanden gesehen. Auch das tut weh.
        Was kann man tun um diese sich gleichgültig gebenden Mieter der BVK noch zu mobilisieren? Zumindest könnte man auf das gute Büfett am Samstag hinweisen…. denn Brot und Spiele…. oder am Wochenmarkt werben. Haben Sie eine Idee? Ich fand die Veranstaltung höchst informativ und konstruktiv.

        Übrigens haben wir in keinem der Pläne (A bis D) einen Bolzplatz für Jugendliche ausmachen können. Ist dem so? Der wäre aus meiner Sicht aber als Integrationsfaktor für die unterschiedlichen Nationalitäten, die hier wohnen ganz wichtig.

        Mit freundlichen Grüßen
        F.W.

        • Liebe/r F.W.,

          Es wird im Haus aber dann nur geschimpft (z.B. weil ja die Tiefgarage abgerissen werden soll und man nicht weiß wo man dann sein liebstes Kind dann parken soll) und es werden eine Menge Halb- und Unwahrheiten verbreitet.

          ich hoffe, wir können mit der Seite hier ein Stück weit dazu beitragen, daß das nicht Überhand gewinnt. Mit Erstaunen hatte ich von drei oder vier Leuten erfahren, sie hätten gar kein Internet, deswegen kann ich die Sorgen zumindest nachvollziehen. Ohne Information entstehen Mißverständnisse – und das hilft uns allen nicht weiter.

          Auch von den beiden Kirchen oder den Vorständen habe ich niemanden gesehen. Auch das tut weh.

          Wenn ich korrigieren darf: Herr Just (BVK) war – zugegeben, etwas inkognito, da in Alltagskleidung – die ganze Zeit vor Ort und hatte auch Gruß- und Schlußwort gesprochen. Soweit ich weiß, hat er sich auch mit dem ein oder anderen Bürger unterhalten.

          Und vergessen Sie nicht, Herr Just steht einer Firma vor, die sich z.B. unseren Augsburger Roboter-Hersteller KUKA fünfzehn mal hätte kaufen können. Daß er sich für solche „Peanuts“ am Rande von München einen Tag nimmt, halte ich für sehr bemerkenswert.

          Übrigens haben wir in keinem der Pläne (A bis D) einen Bolzplatz für Jugendliche ausmachen können. Ist dem so?

          Noch einmal auf die Pläne schauend meine ich, daß in Entwurf D z.B. oben links etwas in der Richtung vorgesehen ist.

          In diesem Roman wird dieses typische Verhalten bestens und sehr treffend charakterisiert. […] Was kann man tun um diese sich gleichgültig gebenden Mieter der BVK noch zu mobilisieren?

          Sie drücken bei mir genau auf den richtigen Knopf… Ich spreche im Folgenden einmal für mich persönlich.

          In der Literatur findet sich eine Reihe von Werken, die sich mit unserer „typisch deutschen“ Bedenkenträgerei (im Englischen übrigens „German Angst“) beschäftigt – ist auch klar, würden wir uns anders verhalten, hätten die Autoren nix darüber zu schreiben. Wo das herkommt, erforscht soweit ich weiß die Soziologie.

          Persönlich sehe ich einiges und muß provokant formulieren:

          • Erziehung: „Du sollst nicht!“, „Du darfst nicht!“, „Du mußt!“, „Wenn Du nicht…,dann…“ Wir werden von Kindesbeinen an zu guten, möglichst unkreativen Soldaten der Gesellschaft erzogen, die das Spielen und Denken am Besten schon mit 5 verlernen. Wie oft haben Sie Ihren Kindern schon was verboten? Und warum?
          • Verantwortung: Wir lieben es, Verantwortung abzugeben. Deswegen haben es Populisten so leicht, hier an Stimmen zu kommen. Mit radikalen Vorschlägen werden uns einfache Lösungen suggeriert. Daß das bodenlos schiefgeht, haben wir vor ~70-80 Jahren selbst erfahren.
          • „Mittelschicht“: Das, was wir als Mittelschicht der Gesellschaft bezeichnen, die Menschen also, die die Ressourcen hätten, Dinge anzusprechen und vielleicht sogar zu verändern, werden exzellent hofiert. Wir zahlen ihnen gute Gehälter, lassen sie ihre Familien in relativem Luxus großziehen, bieten ihnen Komfort (Auto, große Wohnung, guten Job, gefühlte Verantwortung, Anerkennung, …) und haben sie so im Hamsterrad gebunden. Sie kommen also gar nicht mehr auf die Idee, daß sich etwas ändern muß oder sollte: Es geht uns doch super (was im internationalen Vergleich auch wirklich der Fall ist!).
          • „Wandel der Zeit“: Wir erleben gerade, wie eine Reihe von Jobs im produzierenden Gewerbe bei uns vor Ort von der Industrialisierung aufgefressen wird. Das wird dank der Robotik und fehlender Besteuerung maschineller Arbeitskraft noch viel mehr werden in den kommenden Jahren. Gleichzeitig konkurrieren immer mehr Menschen um die wenigen verbleibenden Jobs, dank EU auch mit Menschen aus anderen Nationen, bei denen es noch weniger Arbeit gibt.
          • Neue Jobs: Der sogenannte Fachkräftemangel, den wir hier (möglicherweise) haben, kann von den Menschen, die keine 6 Jahre Uniausbildung haben, nicht bedient werden. Und als Gesellschaft (DE und EU!) sind wir nicht darauf vorbereitet, auf einmal derartig viele Ingenieure oder sogar Wissenschaftler parat zu haben, das wird noch ein bißchen dauern. Mit anderen Worten – diese Verschiebung hin in Richtung internationale Ausrichtung kam einfach sehr schnell.
          • EZB / Gelddrucken: Unabhängig von der Vorgeschichte kauft die EZB gerade Anleihen von Staaten und Unternehmen auf Kosten ihrer Bilanz. Die steigende Geldmenge enteignet also unsere Sparer und trifft auch alle anderen, die sich auf Geld als Anlageform verlassen hatten, siehe Zinsen. Ich könnte also sehr provokant fragen „warum soll ich noch arbeiten gehen, das Geld, das ich verdiene, ist doch nichts mehr wert?“
          • Medien: Leider trägt auch unsere Medienlandschaft einen großen Teil zum Dilemma bei. Ein Beispiel: Was uns heute in „den Nachrichten“ (TV, Radio und Print gleichermaßen) als äußerst wichtig verkauft wird, ist in zwei Wochen schon nicht mehr relevant. So werden Ressourcen gebunden, die wir vielleicht anders besser einsetzen könnten. Und für meinen Geschmack kommt viel zu selten vor, daß einem Entscheidungsträger das Leben unbequem gemacht wird, viel zu selten muß er die Öffentlichkeit mit Sachargumenten überzeugen. Das haben wir als Gesellschaft einfach verlernt.

          Ich finde das sehr schade, denn ich bin überzeugt, daß wir so viel mehr leisten könnten als Nation, wenn man uns nur ein bißchen mehr forderte. Ohne Vorbild wird das aber schwer funktionieren. Und es sind alles keine Dinge, die wir im Rahmen der Verdichtung lösen können 🙂

          Sie fragen, was wir tun können. Sehr einfach und doch so schwierig im Detail. Beste Erfahrungen habe ich in unterschiedlichen Lebenslagen damit gemacht, Menschen zu versuchen zu verstehen und sie dann genau da abzuholen, wo sie stehen. Zur Not eben an der Haustür oder im Briefkasten. Und das ist nicht einfach.

  5. Werner sagt:

    Ich möchte für Heute nur zwei aufgeschnappte Bemerkungen bei den Ausstellungen anfügen.

    Architekt: Nur durch Vernichtung von Lebensraum kann ich neuen Wohnraum schaffen.

    Und eine Bitte für Fragestellungen. Bitte keine Grundsatzfragen. Wir müssen 200 000 Menschen unterbringen.

    Meine Frage: Wenn Sie das aber nicht schaffen ? Dann passe ich nicht ins Arbeitsgefüge .   ?????????

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