SZ: Max Scharnigg spricht uns aus der Seele…

Liebe Nachbarn,

auch wenn der Artikel der SZ mit uns direkt nichts zu tun hat, und Sie ihn vielleicht schon kennen, so darf ich Ihnen seine Lektüre dennoch sehr ans Herzen legen. Max Scharnigg spricht zumindest mir vollkommen aus der Seele, wenn er seinen Beitrag mit „Mia san mia? Nein – blöd san mia!“ betitelt. Hier der Text, auch für Nicht-SZ-Abonnenten:

Ich bin sehr gespannt, was Sie dazu sagen? Hat der Autor Recht? Ist München am Untergehen, zumindest in den Dingen, die eine Stadt für Normalverdiener lebenswert macht? Und vor allem: Wie können Verdichtungen, also – noch mehr Menschen im Einzugsgebiet – dem entgegen wirken?!

Sehr mutig finde ich auch die Maßnahmen, die er anspricht – denn das Stoppen von Gewerbeansiedlung würde wahrscheinlich tatsächlich viel helfen. Insbesondere ist ja nicht von der Hand zu weisen, daß hochbezahlte Google- oder Microsoft-Ingenieure sich die teuren Wohnungen leisten können. Daß sich nun um diese Clientel (wertneutral) ein entsprechendes Ökosystem bildet, ist selbstverständlich. Bezahlen tut das der kleine Mann – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.

5 Kommentare vorhanden
  1. Roswitha Wohland sagt:

    Lieber Herr Söllner, auch  mir spricht der Max Sch. aus  der Seele!

    Ich ergänze und fasse zusammen, München ist teuer, München wird jedes Jahr staubedingt um 1% langsamer, M. leidet unter Feinstaubbelastung, M. wird auf Teufel komm raus im unsäglichen Schuhschachtelarchitekturformat nachverdichtet, in Müchnen gibt es Orte, die man besser meidet, M. ist sofort von anderen Städten durch seine markante Stadtsilhouette zu erkennen! M. ist total langweilig, keine Vergnügungsmöglichkeiten sind geboten, außer Biergartengetummel ist wirklich nix los….

    Lebenswichtige Aufgaben der Stadt, wie zum Beispiel die nächtliche Nahrungsversorgung fehlt komplett, deswegen begegnet man tagsüber nur noch ausgedörrten Hungergestalten.

    Fazit: Achtung, umfahrt München weiträumig, München ist zu meiden. Bringt Euch nicht in Gefahr, bleibt weg!

    • Das mit der Nahversorgung verstehe ich auch nicht. Was ist so schwer daran, die Läden mal bis 22:00 Uhr aufzumachen? Oder vielleicht sogar bis ganz um Mitternacht? Berufsbedingt komme ich oft erst gegen 21:00 heim, wie soll ich da außer am Wochenende einkaufen?

      Ansonsten, es liegt ja an uns, Einfluß zu nehmen 🙂

  2. Robert Schetterer sagt:

    Hallo, ich sehe es nicht so dunkel. Leider hat Max Sch. trotzdem mit vielen Recht. Allerdings sind die Ursachen praktisch zu hundert Prozent hausgemacht und gewollt so.

    Man hat vor allem die Infrastruktur über Jahrzehnte geschliffen. Ein niedriger Mietzins war niemals beabsichtigt. Es gibt viele Beispiele wie man es besser macht, München lebt vom guten Ruf vergangener Zeiten.

    Ich liebe meine Heimatstadt, aber man muss sich wirklich überlegen ob man sich es noch leisten kann und will hier zu leben. Ich habe beruflich viel mit Wissenschaftlern zu tun die für ein paar Jahre beruflich in München wohnen wollen und müssen. Ich scheitere meist schon daran ihnen das deutsche Flaschenpfandsystem zu erklären.

    Bei der Kinderbetreuung und Kontakten zu Behörden aller Art wird es dann aber dramatisch. Meist reisen die Besucher doch etwas ernüchtert später wieder ab. Keiner versteht warum eine solch reiche Stadt/Region/Land viele Dinge nicht besser organisiert bekommt.

    Zur Zeit boomt die Wirtschaft, es gibt Arbeit, deshalb gibt es Zuzug. Aber wie man weiss wird das nicht immer so sein. Man kann heute wohl vor allem in mittelgrossen Städten besser leben, einige Bekannte von mir sind sogar weit ins Umland gezogen, denn heut zu Tage muss nicht jeder mehr täglich im Büro in München sitzen um seine Arbeit zu erledigen.

    Aber was machen die anderen Bürger , vor allem jene die die Stadt am laufen halten. Eine Krankenschwester kann schlecht Home Office machen usw, und von dem verdienten Geld kann sie dann in einer Schuhschachtel leben, bekommt kaum einen Kindergartenplatz für ihr Kind darf sich dafür aber häufig für Fahrkartenpreise wie in einem Hotel in der U-bahn ausruhen weil nichts mehr geht.

    Ja der Kollaps ist am Horizont zu sehen ,treffen wird er aber wie immer die Gleichen, und ich sehe niemanden der wirklich willens und in der Lage ist das aufzuhalten. Aber es sind ja bald Wahlen , da geht’s dann um die „grossen“ Themen, nur dumm dass ich im Alltag ganz andere Probleme habe , ich bin schon soweit dass ich jedem meine Stimme geben würde der mir mittels Zauberei verspricht dass die U-Bahn endlich mal wieder pünktlich ist. Tja soweit sinkt man irgendwann in seinen Ansprüchen…

    Schönen Sonntag!

    • Hallo Herr Schetterer, besten Dank für Ihren Beitrag – interessant finde ich den Punkt, daß Menschen nur für ein paar Jahre hier herkommen. Damit ließe sich ja vieles erklären, unter anderem der Vorwurf, daß das Flair von München verloren geht und wir uns mit großen Schritten auf ein Berlin-Szenario zubewegen.

      Und MVG: Absolut richtig. Berufsbedingt fahre ich inzwischen täglich mit der MVG und was kann ich sagen: Im Auto weiß ich wenigstens, wann ich wo und wie lange etwa im Stau stehe und kann das gut einschätzen. Mit U- und S-Bahn wird’s ein Glücksspiel. Und wehe, wenn einmal etwas Unerwartetes passiert: Überfüllte Bahnsteige, überfüllte Züge, das sind Unfälle, die danach schreien zu passieren. Ist jetzt in den letzten zwei Monaten häufiger vorgekommen.

      Und eine absolute Frechheit finde ich, daß die Abfahrtszeiten in deren Handy-App in der Regel nicht mit der Realität übereinstimmen, die Zielanzeiger am Bahnsteig dann aber schon. So schwer kann das doch nicht sein.

      Mit Schrecken habe ich gestern Abend übrigens die Rohbauten der Häuser hinten in der Drygalski-Allee angeschaut, eng beieinander, kleine Wohnungen, ob das noch besser wird, wenn’s fertig ist?

      • Robert Schetterer sagt:

        Hallo Hr Söllner,

        Anspruch und Realität klaffen immer weiter auseinander. Beklagt man doch dass heute jeder Bürger ein paar Qm mehr hat als in den 60ern, erlaubt man sich dann aber mehr als ein Kind wird einem schon mal nebenher mitgeteilt dass man doch für ein eigenes Zimmer sorgen sollte ,wegen der unterschiedlichen Entwicklung der Kinder ,weil das im 21 Jahrhundert eben zeitgemäss ist.

        Hat man dann einen Kindergarten/Kindergrippenplatz ergattert der so teuer ist wie eine Zweitmiete, kann man den MVG vergessen. Denn es ist völlig unplanbar geworden ob man rechtzeitig zur Abholungszeit an der Einrichtung sein kann. Also fährt mind Einer quer durch die Stadt mit dem Familienauto, was notgedrungen immer etwas grösser ausfallen muss. Ein zusätzlicher Kleinwagen geht ja kaum , weil das Geld hat ja schon der Kindergarten. Jemand der beruflich aus dem Innland/Ausland in München eine Wohnung sucht ( am Ende mit Familie ) ist gezwungen fast jeden Preis zu zahlen.

        Natürlich trifft es dabei oft keine Armen, aber wenn man zusätzlich noch Kinderbetreuung und Fremdsprachenschule braucht, lösen sich selbst beste Gehälter sehr schnell in Luft auf. Studenten, einheimische wie Ausländer sind noch schlechter dran. Ich habe das zu Zeiten des grossen Internethypes schon mal erlebt. Irgendwann wird München völlig unattraktiv und es erfolgt eine massive Abwanderung. Dann stehen Gewerbeflächen und Wohnungen leer. Bedauerlicherweise werden diese dann nicht billiger vermietet. Auch das ist keine Wunder, denn die Objekte wurden zum Geld verdienen errichtet und bei den Mondpreisen kann man einfach nicht unter eine bestimmte Marge fallen.

        München ist schon lange zur Immobilienanlagemasse für die halbe Welt verkommen und niemand hat sich dem jemals wirklich entgegengestemmt. Allenthalben wird derweil von Esotherikern gefordert dass man doch bitte den Feinstaub mittels Fahrrad senken soll. Ich bin in meiner Freizeit oft mit dem Rad unterwegs, ich kann nur sagen, es ist vor allem mit Kindern einfach lebensgefährlich. Egomanen mit Fahrrädern in der Preisklasse von Kleinwagen haben wie bei ihren SUVS nicht wirklich Lust auf Rücksichtnahme und wie man in unseren Breitengraden ( ja wir haben auch manchmal Winter ) den Familieneinkauf mit dem Rad erledigen soll erschliesst sich mir auch nicht. Zumal es ja keine Einzelhändler vor Ort mehr gibt ( die Pachten sind noch desaströser als die Mieten ) sondern man zwangsläufig zum Discount auf der grünen Wiese fahren muss.

        Superhippe Zeitgenossen verweisen dann aufs Internet, wer geht denn heute noch einkaufen…, tja blöd dass ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung ein Alter erreicht hat in dem man noch nicht gezwungen war sich der Marktausforschung von amerikanischen Unternehmen hinzugeben. Der andere Teil versucht dann einen Lieferslot zu erhaschen bei dem sich der Berufstätige auch sicher zu Hause befindet. Hat man das Glück dass der Mindestlohnempfänger die Lieferung nicht in Nachbars Garten sicher abgelegt hat muss man froh sein wenn man die gewünschte Joghurtsorte auch wirklich bekommt.

        So und nun zeigt man mir auf dem Bürgerworkshop einen photogeshoppten Plan an dem alle glücklich bei Sonnenschein in meiner Strasse einkaufen werden. Jahre zuvor hat man wegen des Mammons doch den letzten Laden beseitigt, aber jetzt ist ja alles anders. Richtig, heute gibt’s keine Zinsen mehr aufs Festgeld also wieder rein in den Beton, ob Autobahnen, Wohnschachteln egal. Mal eben so getan als dürften die Bürger mitbestimmen, wenn’s ganz schlimm kommt eben die Abstimmung flächenmässig nur weit genug ausdehnen (wenn man nur weit genug weg wohnt wird’s dann schon egal sein).

        Ganz wichtig, es geht ums Geld also immer das maximal mögliche bauen, nützlich dafür ist vor allem der sichere Blick in die Glaskugel und von der Vergangenheit ablenken (am Ende kommt einer drauf dass man vieles schon längst hätte erledigen müssen), die Verantwortung abschieben (Schuld sind beliebige Partei, Bund, Ausländer, Aliens , Religion, völlig egal, Hauptsache, man ist es nicht selbst) ganz wichtig am Ende von oben lernen und das Vorhaben als alternativlos darstellen und jeden Kritiker als Netzbeschmutzer darstellen.

        Sorry für so viel Negatives, lieber wäre mir wirklich, ich könnte meine Heimat über den Klee loben.

        Viele Grüsse Schetterer

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